Länger als ein halbes Jahrhundert regierte Karl Lagerfeld die Welt der Mode. Von Paris aus, und streng genommen war der Designer schon in den Siebzigerjahren zum Franzosen geworden. Deutsch war der Sohn eines reichen Unternehmers und einer Firmenerbin trotzdem, nicht nur aufgrund seines Geburtsortes Hamburg.
Deutsch war auch seine berüchtigte Arbeitsmoral und seine Liebe zur Bildung. Lagerfeld zeichnete, fotografierte, schrieb und redete ohne Unterlass, gern auch gleichzeitig, ein Dauerfabrikant des maßgeschneiderten Bonmots. Für seine Entwürfe wurde er nicht unbedingt berühmt, wohl aber für seine Kunst, Bestehendes zu variieren, kreativ zu kombinieren oder schlicht am Puls der Zeit zu sein: So erfand er das Bouclé-Jäckchen von Chanel immer wieder neu, verband Luxusmode mit Streetstyle, kooperierte als erster Modedesigner mit H&M und schuf mit seiner Birmakatze Choupette Cat Content.
Als Karl Lagerfeld am 19. Februar 2019 starb, trauerten die Deutschen um den Mann, der ihrem Land etwas geschenkt hatte, was man ihrem Volk nie zugetraut hatte: modische Extravaganz.