AirCar: Über den Wolken
Die Tachonadel zeigt 110 km/h, der elegante Wagen, ein zweisitziges Cabriolet, brummt ruhig dahin. Doch irgendetwas stimmt nicht, das Fahrwerk fühlt sich seltsam schwummrig an und die Räder scheinen nicht recht zu haften. Vielleicht stabilisiert sich die Angelegenheit bei höherer Geschwindigkeit? Beschleunige auf Tempo 120, 130 … phänomenal! Das Auto hebt seine Bugpartie, die Vorderräder lösen sich vom Boden, du ziehst das Lenkrad zentimeterweise zu dir heran, hältst es starr und siehst nur noch Himmel durch die Scheibe. Himmel! Das Auto fliegt! Es fliegt über Straße, Fluss und Schiene hinweg, steigt in einer eleganten Linkskurve hoch und nähert sich der Wolkenschicht.

ramp #59
Morgen ist gestern
Zweieinhalb Meter pro Sekunde, ein fabelhafter Wert. Die Luft ist heute kühl und dicht, das hilft dem Motor, und gute Thermik stärkt den Auftrieb. Reiseflughöhe in vierhundert Metern. Gleichmütig brummt der 1.600-Kubik-Motorradmotor, ein verlässlicher Sechszylinder von BMW, gut für entspannte 160 PS.
Das fahrende Fluggerät heißt AirCar, Prototyp Nummer I, materialisiert Träume. Träume von fliegenden Autos, wahrscheinlich so alt wie das Auto selbst. In den USA gibt es unzählige Kleinbetriebe, die sich seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigen. Allein sechsunddreißig Start-ups sind registriert, wobei man zwischen klassischen Bahnstartern und VTOL (Vertikal Take-off and Landing) unterscheidet, also Senkrechtstartern.
Kleins Prototyp, der hier im Hangar des Provinzflugplatzes Nitra ruht, hat den Vorzug, wirklich nach Supersportwagen auszusehen.
Klingt praktisch, macht aber Krach und staubt bei Start und Landung. Fahrbare Gyrokopter-Modelle sehen eher wie kleine Hubschrauber aus. Es gibt faltbare Flugzeuge, Konzepte, in denen die entkoppelte Passagierkabine von diensteifrigen Flugmodulen abgeholt wird, oder Gelände-Buggys, die an Paragleitern hängen. Idealerweise hofft man auf eine elektrische Zukunft. Aber alle Erfindungen schauen zu neunzig Prozent aus wie Flugmaschinen, kaum nach Auto.
Das Faltkonzept der Tragflächen ist betörend.
Rund zweieinhalb Minuten benötigt der Transformationsvorgang.
Stefan Klein aus der Slowakei denkt die Sache anders. Schon vor dreißig Jahren hat er seine Diplomarbeit als Techniker zu dem Thema verfasst. Er war am AeroCar beteiligt, einer ernst zu nehmenden Entwicklung, aber nach Auffassungsunterschieden trennte er sich vom damaligen Partner und entwickelte sein eigenes AirCar unter dem Namen KleinVision. Seit 1994 betreibt er auch den Lehrstuhl für Transportdesign an der Hochschule für Bildende Kunst in Bratislava, auf der zum Beispiel der aktuelle VW-Designchef Jozef Kabaň (vormals Bugatti, Audi, Škoda, BMW und Rolls-Royce) studierte.
Kleins Prototyp, der hier im Hangar des Provinzflugplatzes Nitra ruht, hat den Vorzug, (…)