Armani-Code: Wie Richard Gere Armanis Mode weltweit bewarb
Wir schreiben das Jahr 1980: Der Porsche 911 Turbo macht nach wie vor Schlagzeilen auf den Straßen der Welt, die USA boykottieren die olympischen Sommerspiele in Moskau – und Richard Gere spielt in »America Gigolo« diesen Julian Kaye, den Mann für gewisse Stunden. Mit seiner Rolle? Schlägt auch die Stunde dieser lässig-reduzierten Kleider aus Italien, entworfen von Giorgio Armani. Den nur diese trägt Richard Gere in seiner Rolle. Das Geheimnis der dort gesehenen, lockeren und gleichzeitig eleganten Mode: Armani schneidet bei seinen Kreationen das Innenfutter aus dem Anzug heraus. Er verändert dadurch die Silhouette des Mannes, damit auch seinen Gang, er befreit ihn vom Ballast – damit ein Golfer, Musiker, Banker so leicht schlendern kann, so leger wie der Edel-Dienstleister Julian Kaye.
Rückblickend? Ist das genau die Kampagne, die Armani brauchte und quasi geschenkt bekommt. Noch Jahre später bekennt der Designer: »Ich war erstaunt, als ich verstand, dass der Film meinen Look weltweit bewarb – was ich mir damals nie hätte leisten können.« Nach dem Erfolg von »American Gigolo« tauchen dann logischerweise amerikanische Journalisten in Italien auf – und berichten begeistert von den neuen Modeschöpfern, deren Namen sie wie Arancini-Bällchen im Mund formen müssen. Gianfranco Ferré, Gianni Versace und natürlich Giorgio Armani.
»Ich war erstaunt, als ich verstand, dass der Film meinen Look weltweit bewarb – was ich mir damals nie hätte leisten können.«
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Giorgio Armani
Armanis Mode wird daraufhin zum Markenzeichen für sportliche Eleganz, für die moderne Verankerung im Leben. Wer Armani trägt, tanzt auf der richtigen Seite. Die Pet Shop Boys sangen 1986 »Armani, Armani, A-A-Armani« auf ihrer Mailand-Hymne »Paninaro«, Bret Easton Ellis erklärte in seinem Bestseller »American Psycho« auf mehreren Seiten, wie ein Anzug von Armani entsteht. Der Name des Italieners erlebte einen Bedeutungswandel: weg vom Klingelschild einer norditalienischen Familie, hin zum Synonym für modische Besserwisser. Der Rest? Ist schlicht und ergreifend Geschichte.
Der Name des Italieners erlebte einen Bedeutungswandel: weg vom Klingelschild einer norditalienischen Familie, hin zum Synonym für modische Besserwisser.
Und heute, selbst mit 87 Jahren, entwirft Giorgio Armani noch selbst, stellt sich nach den Modeschauen dem Applaus des Publikums, obwohl er mit einem geschätzten Vermögen von 8,5 Milliarden Euro eigentlich längst das Dolce Vita genießen könnte. Armani tritt nicht ab, er kontrolliert sein Modehaus nach wie vor. Auch nach dem Schicksalsschlag, durch den er seinen Lebenspartner Sergio Galeotti verlor. Frei nach der alten Weisheit: Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker. Und dann ist da noch eine der Maximen, die der sonst ausgesprochen zurückhaltende Armani irgendwann einmal teilt: »Mein Privatleben muss sich meinem Geschäftsleben unterordnen.« Und zwar nach wie vor, muss man sagen.