Michelin: Eine runde Sache
Monsieur Djabour, die Reifen sind die einzige Kontaktfläche des Autos zur Straße – was sind da die großen Herausforderungen für einen Designer? Müssen Sie da auch Kompromisse mit den Technik-Kollegen machen? Die technische Entwicklung im Bereich der Reifen war in den vergangenen 20 Jahren ja enorm.
Vollkommen richtig! Die Entwicklung der Reifen in der jüngeren Vergangenheit war riesig. Wir versuchen bei unserer Arbeit dabei tatsächlich, dem Kunden über den kompletten Lebenszyklus des Reifens die optimale Performance und ein sicheres, gutes Fahrgefühl zu geben – auf der anderen Seite muss der Reifen auch haltbar und auch möglichst nachhaltig sein. Der Schlüssel ist also, einen möglichst haltbaren Reifen zu designen, den der Kunde optimal nutzen kann.
»Die Entwicklung der Reifen in der jüngeren Vergangenheit war riesig.«
Wie wichtig ist dabei das rein optische Design: Wenn ein Pneu schnell aussieht, ist er dann auch auf der Strecke schnell? Und bestimmt hier nur rein die Performance den Look oder umgekehrt?
Tatsächlich hängt das alles vom Ziel eines »Projekts« ab. Wir versuchen aber immer, mit dem Muster und der Seitenwand einen Eindruck vom Reifen zu geben. Es soll ausdrücken, was der Reifen ist und was er kann. Das Auto, auf der der Reifen zugeschnitten wird, spielt natürlich auch eine Rolle. So gehen wir zum Beispiel bei den Sportreifen für die Straße vor.
Beim Road6 für Motorräder ist das ein wenig anders: Sie sollen vor allem bei nassen Straßen viel Vertrauen vermitteln. Beim Power5, unserem sportlichsten Motorrad-Reifen, ist das Design nochmal deutlich freier und damit auch aggressiver geprägt. Am Ende kommt es deshalb immer darauf an, was das Ziel des Projekts ist. Zuerst schauen wir uns das Zielfahrzeug an und passen uns ihm direkt an. Dann gehen wir beim Design auf die weiteren technischen Anforderungen und die Leistung ein.
»Zuerst schauen wir uns das Zielfahrzeug an und passen uns ihm direkt an. Dann gehen wir beim Design auf die weiteren technischen Anforderungen und die Leistung ein.«
Was fühlen Sie eigentlich, wenn jemand ein Burnout mit einem ihrer Reifen macht? Finden Sie das gut oder leiden Sie dann mit dem Reifen?
Wir bei Michelin sind grundsätzlich vom Umwelteinfluss des Reifens geprägt – und entwickeln die Reifen deshalb wie schon oben gesagt so, dass sie möglichst lange halten und dabei auch eine gleichmäßig gute Leistung bieten. Burnouts? Stecken nicht wirklich in unserer DNA. Bei unserer amerikanischen Marke BF Goodrich ist das ein bisschen anders: Hier geht es mehr um den Spaß und um Off-Road. Es ist einfach ein etwas anderer Spirit!
Ohne Reifen keine Fahrt, ohne Fahrt kein Roadtrip. Ihre perfekte Tour?
Der perfekte Roadtrip findet für mich auf jeden Fall auf einem Motorrad statt! Und dabei treffe ich kreative Menschen. So wie im Juli jetzt: Da werde ich mit ein paar Leuten unterwegs sein, die genauso leidenschaftlich Motorrad fahren wie ich. Deutsche, Briten, Spanier. Sie arbeiten an Motoren, an Helmen und Brillen rund um das Thema Motorrad. Das ist dann wie wenn man beim Tauchen an die Oberfläche kommt und frische Luft atmet – hier erfahre ich alles über die neuesten Trends.
»Der perfekte Roadtrip findet für mich auf jeden Fall auf einem Motorrad statt! Und dabei treffe ich kreative Menschen. So wie im Juli jetzt: Da werde ich mit ein paar Leuten unterwegs sein, die genauso leidenschaftlich Motorrad fahren wie ich.«
–
Walid Djabour
Und last but not least: Was bedeutet Ihnen das Motorradfahren allgemein?
Ich würde mich als ziemlich Motorradverrückt beschreiben. Zum Glück lebe ich neben einer kleinen Rennstrecke – da fahre ich gelegentlich am Wochenende hin und habe Spaß. Man könnte auch sagen: Ich verbrenne ein paar Reifen! (lacht) Im Alltag bin ich ein wenig entspannter unterwegs – und genieße am Steuer die Landschaft. Zum Beispiel, wenn ich zur Arbeit fahre.