The 8 x Jeff Koons: Pop! Pow! Wow!
Mister Koons, wie kam es zur erneuten Zusammenarbeit?
Vielleicht fange ich damit an, dass Thomas Girst, der Leiter BMW Group Kulturengagement, mir 2010 einen Brief schrieb und fragte, ob ich ein BMW Art Car designen würde. Das allein war schon fantastisch, aber die Geschichte endete sogar damit, dass mein Art Car Project, ein BMW M3 GT2, in Le Mans startete. Wir waren alle sehr, sehr stolz auf das Fahrzeug. Damals traf ich Adrian van Hooydonk und sein Team und fand es großartig, die Designer und Konstrukteure zu treffen, die sich um jedes Detail bei den Autos kümmern. Weil das gesamte Projekt so speziell wie möglich sein sollte, hatte ich damals einen Plan A und einen Plan B vorbereitet. Plan A war ein Rennwagen, bei dem beim Vorbeifahren und dem Sound »Pow, pow, pow!« energetische Explosionen auf der Fahrzeugoberfläche freigesetzt werden, womit sich dann das Aussehen des Autos verändert. Das gefiel jedem, allerdings wäre das Auto zu schwer geworden, und weil es auch das Rennen gewinnen sollte, entschieden wir uns für meinen Plan B, ein Fahrzeug mit visuellen Energie-Linien. Ich sagte danach: Wenn es je wieder eine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit gibt: einfach anrufen.
Was dann passierte.
Genau, es kam die Frage, ob ich an einer Special Edition interessiert wäre. Ich antwortete, es sei ein Traum, weil ich es liebe, außergewöhnliche Dinge zu schaffen, die weltweit eine Wirkung haben. Die erste Idee war ein V12, ein richtig großer Motor, oder ein Siebener. Wir entschieden uns am Ende für das M850i xDrive Gran Coupé, weil der 850i global am weitesten verbreitet ist. Außerdem liebe ich schnelle Autos. Ich wollte unbedingt ein Fahrzeug schaffen, das viel Kraft und einen sportiven Charakter hat – und das außerdem sehr demokratisch ist, weil es nicht nur für einen Adrenalinschub beim Fahrer sorgt, sondern auch bei allen anderen, die mit im Auto sitzen. Es gibt also keine Hierarchie, es ist egal, wo man sitzt.
Wie haben Sie diese Energie, die Performance künstlerisch umgesetzt?
Der »Swoosh« an der Seite ist ein Zeichen für das Kräfteteilen im Fahrzeug, es ist die Energie, die das Fahrzeug vorwärtstreibt und die gleichzeitig wieder zurückgegeben wird. Das ist für mich ein Schlüsselelement.
Was ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit BMW?
Sie wissen ja sicher, dass ich als Perfektionist gelte und extrem auf Details achte. Wahr ist allerdings, dass ich nicht an Perfektionismus glaube, aber trotzdem Kleinigkeiten sehr wichtig finde – das ist wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. BMW tickt da ähnlich wie ich, sie lieben es, perfekte Automobile zu bauen, und man achtet extrem auf Details. Am Ende des Tages zelebrieren wir beide, BMW und ich, die Kunst. Wir feiern ein großartiges Automobil, aber wir zelebrieren uns auch gegenseitig. Das ist unsere gemeinsame Zukunft. Nicht nur für uns als Individuum oder Firma, sondern für uns alle. Diese Essenz wollte ich festhalten.
»Ich wollte unbedingt ein Fahrzeug schaffen, das viel Kraft und einen sportiven Charakter hat – und das außerdem sehr demokratisch ist, weil es nicht nur für einen Adrenalinschub beim Fahrer sorgt, sondern auch bei allen anderen, die mit im Auto sitzen.«
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Jeff Koons
Aber wie setzt man eine solche Essenz real um?
Ich glaube fest daran, dass ein Ergebnis daraus folgt, wenn sich Gedanken um Dinge formen, wenn man über etwas reflektiert. Wie man seine Ideen, seine Interessen bildet, wie man sie in die Welt bringt. So gehe ich durch das Leben, und so sehe ich meine Welt. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich ein Auto kreiere oder eine neue Welt. Für mich bedeutet es das Gleiche, einen Dialog zwischen Menschen zu führen, über Gefühle und Empfindungen und das Leben zu reden. Wir alle haben persönliche Erfahrungen. Aber bedeutender als das ist die Möglichkeit, diese Erfahrungen anderen zu vermitteln. Damit eine permanente Erinnerung entstehen kann, die sich genetisch verankert. Nur so können wir unser Leben genießen. Ich hoffe, dass dieses Fahrzeug genau das macht: Es soll Gefühle erzeugen, Adrenalin freisetzen, die Freude am Leben vermitteln. Ich hoffe, dass sich Leute auf der Straße nach dem Auto umdrehen und sagen: »Wow, hast Du das gesehen?«