Der Künstler im Modehandwerk: Yves Saint Laurent
»Ich weiß, dass ich die Mode vorangebracht habe und den Frauen ein bisher verbotenes Universum geöffnet habe«, sagte Yves Saint Laurent einmal. Das ist kein bisschen vermessen: Bei Dior begann er seine Karriere, startete aber alsbald mit seiner eigenen Marke durch – und veränderte die Modewelt für immer. Er war es nämlich, der den Smoking für Damen salonfähig machte und damit ein modisches Symbol der Emanzipation in die Welt katapultierte. Mal skandalös, mal hochelegant, aber stets einflussreich – er wirkte stilbildend im besten Sinne.
Selbstverständlich nur, dass ihm, seiner gleichnamigen Modemarke und dem Vermächtnis ein ganzes Museum gewidmet wurde. In Marrakesch, wohin er sich nach dem Ende seiner aktiven Zeit als Modeschöpfer zurückgezogen hatte. Architektonisch voll und ganz inspiriert von den klaren Linien Saint Laurents, lädt das in erdigen Tönen gehaltene Gebäude Besucher ein, nicht nur das Universum des Meisters der Haute Couture zu erkunden, sondern auch das Gebäude selbst. Für jene, die die Reise nicht auf sich nehmen wollen: Das verantwortliche Studio Ko der Architekten Olivier Marty und Karl Fournier hat seinen Auftrag in einer Art Tagebuch dokumentiert.
Studio KO: Yves Saint Laurent Museum Marrakesch, Phaidon, 272 Seiten, 45 Euro.
Angefangen vom ersten Anruf von Saint-Laurents Partner Pierre Bergé über den kreativen Prozess bis hin zur finalen Realisierung des Gebäudes. Lesenswert – und optisch eine gelungene Hommage an die Kreativität. Die einzige Herausforderung dabei: Wie schon die einst von Yves Saint Laurent entworfenen Stücke ist das Buch ausgesprochen gefragt und zumindest beim Verlag Phaidon aktuell vergriffen. Wir hoffen da einfach mal auf einen für gewöhnlich erfreulichen Grundmechanismus der Modebranche: Alles kommt wieder.